Am Samstag, den 01. Juni 2019 richtete der Automobilclub Oelde e.V. im ADAC die 16. Auflage der Oldtimer-Rallye „Rund um Oelde“ aus. Die 16. Auflage stimmt nicht ganz, denn bereits 1984 fand die 35. Auflage der „Rund um Oelde“ statt. Waren es in den Anfangsjahren Orientierungsfahrten, entwickelte sich später aus dieser Veranstaltung die Internationale Rallye Münsterland. Die Historie der Oldtimer-Rallye ist also riesig.
Aufmerksam wurden wir auf die vom ADAC Westfalen genehmigte Rallye durch die Terminübersicht, die Klaus Schewior grundsätzlich zu Jahresbeginn auf der Homepage des MSC Dülken postet. Dabei stehen im Gegensatz zu den meisten Veranstaltungen die in unserer Region gefahren werden, ausschließlich die Kategorien Sport und Touristik zur Verfügung. Der Zuspruch der Teams war gewaltig. Auch die 16. Ausgabe schien mit 22 Sportlern und 91 Touristen, also insgesamt 113 genannten Teams, absolut ausgebucht zu sein.
Leider ist die Rallye von uns aus ziemlich weit weg. Eine Anreise von knapp über 200 km bedeutet im Wesentlichen zwei Dinge: Frühes Aufstehen (so um 05:00 Uhr) und auch eine weite Rückreise abends. Die Entfernung hat aber auch einen ganz entscheidenden Vorteil: Uns kannte hier absolut niemand, so wie auch wir absolut niemanden kannten. Endlich noch einmal ganz entspannt und unter dem Radar eine Veranstaltung bestreiten! Eine Ausnahme bildete hier ein Team, welches sich bereits den Gesamtsieg in der GLP-Meisterschaft auf der Nürburgring-Nordschleife sichern konnte. Darüber hinaus war Max Kirschbaum am Start. Auch daher dachten wir, dass eine Veranstaltung, wo die drei fahren, sicherlich die Anreise wert sein würde. Und genau dieses GLP-Team war so freundlich, uns die Unterlagen aus dem Vorjahr per Email zum Selbststudium zu überlassen, wofür wir uns an dieser Stelle noch einmal recht herzlich bedanken. Dabei stellte sich schnell heraus, dass die Orientierung sehr knifflig und absolut im Vergleich zur Orientierungsfahrt auf Klasse B-Niveau schwebt. Es galt ein Einbahnstraßensystem, es waren Fischgräten zu fahren und es stellte sich x Mal die Frage, welcher Aufgabenteil denn nun der nächst-nähere wäre. Es wurde aber auch schnell klar, dass hier sehr viel Wert auf Zeitprüfungen gelegt wird (10 bis 12 Lichtschranken). Ein Blick in die Ergebnislisten des letzten Jahres zeigte auch, dass die Teams, die hier in der Kategorie Sport starten, genau wissen, was sie tun, denn die ersten Teams blieben nicht nur in der Orientierung fehlerfrei sondern fuhren auch die 12 Lichtschranken in der Summe auf unter 2 Sekunden. Super! Eine Ansammlung von absoluten Experten und wir mittendrin! Und im Vorfeld gab uns das aus der GLP bekannte Team folgende, letzte Hinweise:
1.) Nicht trödeln und bloß nicht verfahren, die Zeit zwischen den ZKs ist knapp, der Schnitt hoch
2.) Das ist mit die schwerste Veranstaltung des ADAC Westfalen und hier trifft sich nur die Elite
Prima! Hätten wir das vorher gewusst, wären wir mit dem weißen Gti, statt mit dem silbernen Diesel angereist, aber 200 km auf der Autobahn wären mit dem Weißen auch zur Tortur geworden.
Nach 200 km der Anreise erreichten wir Oelde um 07:45 Uhr. Die Helfer waren sehr freundlich und wiesen uns unseren Parkplatz zu. Anschließend ging es zum Frühstück, was wirklich ganz ausgezeichnet war und zur Fahrerbesprechung. Für die 2019er Auflage galten folgende Randbedingungen:
1.) Es gilt für Etappe 1 und Etappe 2 jeweils ein separates Einbahnstraßensystem
2.) Es gilt absolutes, niveaugleiches Kreuzungsverbot der Fahrstrecke
3.) Amerikanisches Abbiegen ist erlaubt
4.) Sackgassen und Hofeinfahrten sind zu vernachlässigen
5.) Es darf in absolut jede gesperrte Straße eingefahren werden (wenn man meint, dass dies der kürzeste Weg zum nächsten Aufgabenteil darstellt)
Man sieht also sehr schnell, dass unterschiedliche ADAC-Regionen auch absolut unterschiedliche Regeln aufweisen.
Um 09:59 Uhr bekamen wir unser Bordbuch, um 10:14 Uhr starteten wir. Die Zeit zum Start nutzten wir, die Karten nach bester Möglichkeit vorzubereiten. Aber bereits hier merkten wir, dass man nahezu jeden Aufgabenteil auf mehrere Wege hätte anfahren können. Somit waren wir eifrig damit zu Gange, die kürzesten Wege zu finden (Auch hier macht sich die Erfahrung bezahlt. Viele Wege haben wir ausprobiert, wie man so etwas am schnellsten macht. Jetzt scheinen wir einen gefunden zu haben, der wirklich gut ist.). Während wir also in Karte 1 bereits 30 km zurücklegten, fuhren wir schnell an die erste Zeitprüfung heran. Hier durfte das Ziel zur halben oder vollen Minute durchfahren werden. Später im Ziel hatten wir hier eine Abweichung von 1,12 Sekunden, die wir uns bis heute nicht erklären können. Es war allerdings auch die einzige Prüfung, die wir mit unserer eigenen Funkuhr fuhren. Wahrscheinlich war das der Fehler.
Die erste ZK erreichten wir mit 14 Minuten Vorzeit, die wir nutzen, um die Karten weiter auszuarbeiten. Denn für längere Pausen in den Karten war absolut keine Zeit. Wir fuhren weiterhin Zeitprüfung um Zeitprüfung und Karte um Karte. Beides mit wachsendem Schwierigkeitsgrad. Kurz vor der zweiten ZK war dann auch eine Fischgräte unter Berücksichtigung der Aufgabenstellung (s.o.) zu lösen. Klappte alles ganz gut und wir erreichten die zweite ZK mit 20 Minuten Vorzeit. Dafür hatten wir aber auch echt alles aus unserem alten Gölfchen rausgeholt, was ging. Hätten wir diese Vorzeit nicht gehabt, wir wären, wie fast alle Sportler, an der Mittagspause zu spät angekommen. Denn auch hier nutzten wir die Vorzeit, um die Karten zu studieren. Und da wir das Einbahnstraßensystem zu beachten hatten und permanent in denselben Karten rumkurvten, war das Auffinden der richtigen Strecke eine echte Herausforderung! Kurz vor der Mittagspause war dann eine Orientierungsaufgabe zu lösen, die den meisten Sportlern zeitlich das Genick brach. Denn wir wurden auf einen Parkplatz geführt und hatten hier 20 Chinesen zu fahren. Eigentlich nicht schwierig, wenn aber Kreuzungsverbot und Einbahnstraßensystem zu beachten sind, dann ist das eine Herkulesaufgabe. Wir lösten dies zum Glück schnell und waren auch pünktlich an der nächsten ZK mit gerade einmal 30 Sekunden Vorzeit.
Die Mittagspause war mit 1:45 Stunden recht lang. Es gab zur Stärkung selbstgemachten Kuchen in einer unglaublichen Auswahl. Da haben sicherlich unglaublich viele Helfer dran gebacken! Ein Manko ist und bleibt aber, wenn die Karten der 2. Etappe bereits im Bordbuch aufgeführt sind. Natürlich arbeiteten wir die Karten auch schon vorher aus, aber es bilden sich doch unter den Teams Gruppen, die die Aufgaben gemeinsam lösen. So verwunderte es auch (zumindest uns) nicht, dass 12 der 22 Teams in Etappe 2 fehlerfrei blieben. Um 15:44 Uhr ging es für uns wieder weiter. Das Ziel erreichten wir gegen 18 Uhr. Leider mussten wir im Anschluss aus bekannten Gründen direkt weg, weil wir eigentlich schon zu spät dran waren, um gegen 19 Uhr zu Hause zu sein, und bekamen von der Siegerehrung auch nichts mit. Dafür war Max Kirschbaum so nett, uns die Geschehnisse vor Ort live zu übertragen. Vielen Dank für deinen Einsatz!!!!
Die Ergebnisse unserer Zeitprüfungen lauteten wie folgt:
1.) WP1: 1,12 s
2.) WP2: 0,30 s
3.) WP3: 0,06 s
4.) WP4-1: 0,20 s
5.) WP4-2: 0,08 s
6.) WP5: 0,35 s
7.) WP6: 0,18 s
8.) WP7-1: 0,06 s
9.) WP7-2: 0,04 s
10.) WP7-3: 0,07 s
Macht in der Summe 2,46 Sekunden. Absolut akzeptabel, wenn man die erste Zeit ausklammert, die wir nach unserer Funkuhr fuhren. Danach fuhren wir nach Veranstalterzeit.
Was die Orientierung angeht, so kamen wir mit 0 Fehlern aus der Nummer raus (was in der Summe nur 3 Teams gelang), ebenfalls hielten wir uns, was die ZK-Zeiten angeht, strafpunktfrei, was im Folgenden für uns bedeutete, dass wir uns über den Klassensieg und über den GESAMTSIEG aller Sportler freuen durften! Es ist einfach unglaublich! So langsam wird es unheimlich!!!
Tja, was bleibt nach so einer Fahrt hängen? Unglaublich viele Dinge! Die meiste Zeit waren wir ausschließlich auf Feldwegen unterwegs, die waren allerdings asphaltiert und in einer Qualität, die bei uns noch nicht einmal die Hauptstraßen aufweisen. Fast hätte man meinen können, man wäre in Bayern! Die Orientierung war äußerst anspruchsvoll und die Zeitprüfungen fantastisch organisiert. Eine richtig, richtig gute Veranstaltung! Auch haben wir tolle neue Leute kennengelernt. So z.B. auch einen Andreas Kopp, der auch schon in der Vergangenheit bei der Metz am Start war und sonst nur die ganz großen Dinger fährt. Ihn werden wir bei der Bayerwald in diesem Jahr wiedersehen.
Tja, was uns angeht, so glaube ich, dass Tina und ich aktuell auf unserem höchsten Leistungsstand angekommen sind. Wir können die Dinge, die wir aktuell machen, nicht besser lösen. Wohlwissend, dass sich das früher oder später wieder ändern wird, genießen wir einfach den Moment und freuen uns über den gigantischen Erfolg dieser Saison, denn alle Oldtimer-Rallyes, bei denen wir am Start waren, haben uns zum Gesamtsieg bzw. Wertungsgruppensieg (Metz) geführt. Und das sind ja jetzt schon 5 Veranstaltungen… und leider kennt man uns jetzt auch in Oelde, wie das befreundete GLP-Team verrät. Trotzdem werden wir im nächsten Jahr die Teilnahme wieder einplanen! In diesem Sinne unseren herzlichsten Dank an alle Organisatoren und Helfer für die fantastische Veranstaltung!
TRG-Motorsport
René Göbbels und Tina Göbbels
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